Montag, 5. Juni 2017

Landesweingut Kloster Pforta (DE)

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Ton läuft, Kamera ab und Action!

Hollywood setzt in Actionfilmen oder Krimis gern auf einen draufgängerischen Helden, dem eine analytische, (über)korrekte und eher kühl wirkende Partnerin an die Seite gestellt wird. Der Plot des Films setzt auf den Spannungsbogen, wie diese beiden Charaktere zu einem Team werden, das am Ende gemeinsam die Lorbeeren erntet.

Was in Hollywood funktioniert, ist für die Verantwortlichen des Landesweinguts Kloster Pforta gerade gut genug. Und um den Spannungsbogen weiter zu steigern, wurden hier die Rollen sogar umgekehrt. Statt eines Heros und seinem weiblichen Supporting Actor, agieren hier der "kühle" introvertierte Kellermeister Christoph Lindner und die extrovertierte Weinbauleiterin Franziska Zobel. Grund genug, um hinter die Kulissen dieses Teams zu schauen und zu erfahren, ob sie gemeinsam die Trauben und das Lob für die Weine des Guts ernten. 

Banner an der Wand des Weinguts
Das staatliche Landesweingut Kloster Pforta gehört seit 2013 der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt, und kann nicht nur auf eine 850-jährige Tradition zurückblicken, sondern auch auf ein recht schnell drehendes Personalkarussell in jüngster Vergangenheit. Somit wird es spannend sein, die weitere Entwicklung des Teams sowie die Ergebnisse ihrer Arbeit zu beobachten.

Christoph, Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft, wirkt stets in sich ruhend und überdenkt seine Entscheidungen als Kellermeister lieber mehrmals, bevor er sie trifft. Franziska hingegen lebt ganz frei nach ihrem Motto: Die Straße des geringsten Widerstandes ist nur am Anfang asphaltiert. Daher trifft sie ihre Entscheidungen als Weinbauleiterin gern aus dem Bauch heraus und bezeichnet sich selbst als eher unkonventionellen Menschen. Umso verblüffender ist, dass sie sehr gut miteinander harmonieren und hinsichtlich der Ausrichtung der Weine dieselben Visionen haben und verfolgen.

9 persönliche Fragen und Antworten

Christoph, wer ist die größte Bezugsperson in Deinem Leben?

Mein Vater, weil er meine weinbaulichen Kenntnisse stets aus einem anderen Blickwinkel ergänzt, so dass ich beide Sichtweisen in meiner täglichen Arbeit zusammenführen kann.

Wobei kannst Du am besten entspannen?

Christoph: Nach der Arbeit im Weinkeller bin ich - wie Franziska - gern in der Natur und genieße es, im eigenen Weinberg zu sein, den ich zusammen mit meinen Eltern unterhalte, oder beim Rasenmähen im eigenen Garten.
Franziska: Es mag vielleicht komisch klingen, aber ich entspanne gern beim Basteln mit Papier, beim Nähen oder beim Gestalten von Geschenken. Das ist für mich der perfekte Gegenpol zur Arbeit als Weinbauleiterin.

Landesweingut Kloster Pforta
Was ist Dein liebster Moment des Tages?

Franziska: Die 10 Minuten am Morgen bevor meine Meute wach ist und ich meine tägliche halbe Grapefruit genießen kann.
Christoph: Der Moment, wenn ich nach Hause komme und von meiner Frau und meinen Kindern empfangen werde.

Was ist Deine Passion oder tägliche Triebfeder für die Arbeit?

Franziska: Ich muss immer wieder neue Lösungen finden, jedes Jahr etwas Neues flexibel angehen, sei es bei der Einsaat von 100 verschiedenen Pflanzen zwischen den Rebzeilen oder das Umsetzen der Projektziele von LifeVinEcos: Optimierung von Ökosystemleistungen im Weinbau vor dem Hintergrund des Klimawandels?
Christoph: Für mich ist wichtig, dass meine Vorstellungen zu 100% passen. Daher probiere ich alles so lange aus, bis es passt, wie ich es gern möchte.

Wofür steht aus eurer Sicht das Landesweingut Kloster Pforta?

Das Landesweingut steht in erster Linie für seine 850-jährige Tradition und zugleich für Innovationen, den Erhalt der Kulturlandschaft, als Ausbildungsbetrieb für junge Talente und das Teilen von Weinbautechnik mit anderen Winzern.
Landesweingut Kloster Pforta

Was ist Deine Lieblingsrebsorte und warum?

Christoph: Weißburgunder, sei es als Guts- oder Lagenwein, außerdem verfolge ich gern die Entwicklung dieser Rebsorte beim Ausbau im Barriquefass. 
Franziska: Ebenfalls Weißburgunder, daneben liebe ich den Spätburgunder. Nicht nur im Glas, sondern auch als Rebsorte, da sie mir vieles abverlangt.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal der Weine von Kloster Pforta?

Spontan fallen uns dazu unser Elbling-Sekt sowie der Traminer Eiswein ein, der beispielsweise 2015 das höchste Mostgewicht Deutschlands erzielte.
Zudem haben wir in unsere Einzellage Saalhäuser die älteste Zweigelt-Anlage von Saale Unstrut, aus denen unsere Weine Zweigel Alte Rebe und der Premiumwein Zweigel Breitengrad 51 entstehen.
Daneben haben wir schon seit fast 10 Jahren den Minimalschnitt erfolgreich etabliert. Mit dieser Schnitttechnik erzeugen wir sehr beliebte Basisweine mit ursprünglicher Aromatik, insbesondere im Spalieranbau von Müller-Thurgau und Bacchus.
Saale-Unstrut

Franziska, wo siehst Du Landesweingut und eure Weine in der Zukunft?

Ich würde mit unseren Spitzenlagen gern noch besser heraus kommen. Wir haben derzeit eine gute Basis an Orts-, Guts- und Lagenweinen. Unsere Spitzenweine müssen aber noch dahin kommen, dass sie im Markt besser angenommen werden und Begehrlichkeiten wecken. Ich denke da beispielsweise an unsere Weine von der tollen Monopollage „Gosecker Dechantenberg, mit seinem einzigen richtigen Buntsandsteinboden in der Region.

Christoph, was ist Dein besonderer Weinmoment?

Da muss ich gar nicht lang überlegen! Der Moment, wenn die ersten Tropfen des Eisweins aus der Presse laufen. Das erinnert mich stets an Honig und nicht an Wein.

Welcher Wein hat Dich zuletzt positiv oder negativ überrascht?

Franziska: Vor einiger Zeit öffnete ich einen 1998er La Tâche – der war allerdings ein echter Reinfall und meine gesamte Vorfreude war auf einen Schlag dahin.
Christoph: Auch uns Weinspezialisten unterlaufen typische „Fehler“: Zu Weihnachten öffnete ich einen Wein aus Südtirol, den ich mit extra zu diesem Anlass mitgebracht hatte. Vor Ort war der Wein WOW, daheim klang es jedoch mehr nach NA JA ...

Die Zeit verging wie im Flug, und ich danke beiden, dass sie sich die Zeit nahmen, mit mir über sich und ihre Arbeit zu plaudern. Franziska, unterbrach dafür übrigens extra ihre Elternzeit, um beim Interview dazu zu sein.

Wir besprachen noch vieles mehr, aber es würde den Rahmen sprengen, hier alles niederzuschreiben. Daher fordere ich die Leser dazu auf, das Landesweingut zu besuchen und selbst mit den beiden zu plaudern. Sei es anlässlich der vielen  Events des Weinguts oder um sich vor Ort selbst ein Bild zu vom Landesweingut und den Weinen zu machen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Landesweingut Kloster Pforta 
Saalberge 73
D-06628 Naumburg
OT Bad Kösen
Telefon (034463) 300-0
Fax (034463) 300–25
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