Dienstag, 22. Mai 2018

Alexander Häßler (DE)

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Unendliche Weiten … oder von der Werra zur Mosel 



Alexander Häßler wollte schon als Kind gern zu den Sternen greifen. So sparte er eisern, um sich zusammen mit seinem damaligen Freund ein Teleskop kaufen zu können. Stundenlang hielten sie Nacht für Nacht nach den Sternen Ausschau und bestaunten die Weiten des Weltalls. Da verwundert es wenig, dass Alexander noch heute ein großer Fan der Serie Star Trek ist und Richard Bransons Bemühungen rund um die Raumfahrt interessiert verfolgt. 

Rund 20 Jahre verschlang er zudem Fachbücher über Wein. Das ist eher ungewöhnlich, da er als Thüringer nicht in einem Anbaugebiet lebt. Irgendwann reichte die Theorie nicht mehr aus und es brach aus ihm heraus, einen neuen Schritt zu wagen. Zu den Sternen hat es Alexander selbst (noch) nicht geschafft, aber mit seinem Mut 2015 eigene Rebflächen an der Mosel zu erwerben, greift er heute im übertragenen Sinn nach den Sternen. 

Initialzündung war ein Anruf des Weinmaklers Roland Minges, der ihn eines Tages anrief und mitteilte, dass er das richtige für ihn hätte. Zuvor war es sein Traum, ein Weingut in Frankreich sein eigen zu nennen. Stattdessen entschied er sich für ein Weingut im beschaulichen Dorf Burgen an der Mosel. Die Begeisterung wuchs beim ersten Besuch des Ortes und er wagte den Schritt, sich als Quereinsteiger sein eigenes Weingut aufzubauen.  


Ohne den Rückhalt seiner Familie hätte er das alles nicht geschafft. Sie ist sein Pfeiler im Hintergrund und gibt ihm Kraft und Ruhe zugleich, um alle Aufgaben zu stemmen. Denn das Weingut besteht aus mittlerweile acht kleinen unterschiedlichen Flächen und es existierten keine eingespielte Vertriebsstrukturen.
Durch seinen ursprünglichen Beruf – den er parallel weiterführt -, ist Alexander häufig in Europa unterwegs. Auch wenn ihn viele um diese vielfältigen Reisen und Erlebnisse beneiden, kommt er immer wieder gern nach Hause zurück. Als harmoniebedürftiger Mensch, bedeutet Heimat für ihn, an den Ort zurückzukehren, an dem er sich mit seiner Familie wohlfühlt. Aus diesem Grund kam es ihm bislang nicht in den Sinn ganz an die Mosel zu ziehen. Durch seine berufliche Nähe zu Frankreich würde ihn auch privat ein kleiner Ort irgendwo Südfrankreich reizen. Wer weiß, vielleicht entschließt er sich eines Tages zu diesem Schritt. Mit dem eigenen Weingut hat es schließlich auch geklappt. 

Leben besteht für ihn aus der Summe der Erfahrungen und so beschreibt er sich gern als neugierigen Menschen, der jeden Tag neue Dinge und Menschen kennenlernen möchte. Mit seinem Weingut hat er eine neue Tür offen gestoßen. Dadurch lernt er das Denken, Fühlen und Arbeiten einer komplett neuen Welt und Branche Tag für Tag neu kennen. Das ist es was ihn antreibt.  

Ein Thüringer macht Wein an der Mosel? Geht das überhaupt? 

Auch wenn er mit dem Erwerb des Weinguts seinem Bauchgefühl folgte – er musste es einfach machen -, ist er durch und durch Realist. Mit seinem kleinen Weingut (1,2 ha) möchte er sich nicht mit den bereits bekannten Weingütern an der Mosel messen. Vielmehr möchte er nach und nach seinen eigenen Stil entwickeln, denn er weiß nur zu gut, dass die Weinwelt nicht zwingend auf ein weiteres Weingut an der Mosel gewartet hat. 

Sein Bestreben ist eine eigene Weinlinie zu entwickeln, die ganz und gar seine Handschrift trägt. So gibt er sich selbst die Zeit langsam zu wachsen, auch wenn er liebend gern schnellstmöglich nach den geliebten Sternen greifen möchte. So schweben ihm Weine vor, die nicht nur seine eigene Handschrift, sondern auch seinen Namen - sozusagen als Markenzeichen - auf dem Etikett tragen sollen. Als Jugendlicher hat er einmal ein Motto gelesen, das ihm nicht mehr aus dem Gedächtnis ging: "Du musst das Höchste anstreben um Hohes zu erreichen.“ 

Mentor, Freund und Traubenflüsterer

Heute freut er sich jedes mal aufs Neue, wenn er das Ortseingangsschild von Burgen passiert. Innerhalb kürzester Zeit wurde sein Weingut zu seinem kleinen Paradies. Sein Hauptberuf lässt ihm leider wenig Zeit für die Arbeit im Weinberg, ohne die helfende Hand von Michael Acker (Mentor, Freund und Traubenflüsterer) wäre alles nicht möglich. 

Für ihn ist es ein wunderbares Gefühl am Abend in den Stuhl zu sinken, und zu wissen, was er getan hat, auch wenn ihn Muskeln Guten Tag sagen, von denen er gar nicht wusste, dass es sie gibt. Seine Rebstöcke stehen ausnahmslos in Steillagen und werden ausschließlich in Handarbeit kultiviert. Da bekam der Begriff Steillage nicht nur eine qualitative, sondern auch eine körperliche Bedeutung. Und wenn die Muskeln mal allzu sehr grüßen, entspannt er bei der Stimme von Cecilia Bartoli und einem Glas eigenen Weißweins. Ein Kaffee mit aufgeschäumter Milch am nächsten Morgen, am besten noch das Streiflicht aus der SZ dazu, und er scheut keinen weiteren Strapazen zwischen seinen Rebstöcken. 

Im Weinberg versucht er weitestgehend auf jegliche Zusatzmittel zu verzichten und die Pflege der Rebstöcke so zu gestalten, dass keine Nachbearbeitung im Keller stattfinden muss. Auch wenn es wirtschaftlich betrachtet nicht immer leicht ist, reduziert er konsequent von vornherein, um die Qualität der bestehenden Trauben zu verbessern. Denn auch als Jungwinzer weiß er, dass Zeit und gesunde Pflanzen die Basis für exzellenten Wein sind. 

Ohne das eigene Weingut hätte er wahrscheinlich nie am eigenen Leib erkannt, wie wichtig die Natur für guten Wein ist und wie viel Arbeit Wein macht. Jedes Jahr ist aufgrund des unterschiedlichen Wetters eine Herausforderung und er freut sich jedes Jahr darauf, sich dieser Herausforderung zu stellen. Inzwischen ehrt er das Handwerk Weinbau und sieht alle Winzer als Künstler, die es durch ihre Arbeit schaffen jahrein jahraus gute und individuelle Weine zu erzielen. 

Alle Trauben kommen aus eigener Lese. Lediglich für seinen Roséwein hat er Trauben zugekauft, weil er seine noch recht kleine Produktpalette sinnvoll erweitern möchte. Lieber wäre es ihm, wenn er weitere Rebflächen dazu kaufen könnte, um sein Angebot zu erweitern. Sein Qualitätsdenken wird in einem Beispiel besonders deutlich. Im ersten Jahr hat er eine seiner sechs Flächen komplett nicht geerntet, da viele Trauben einen Essigstich aufwiesen. Diesen Schritt haben nicht alle verstanden ... 

Ausblick in die Zukunft 

Alexander möchte mit seinem Weingut langsam auf 3 bis 4 ha maximal wachsen. Auch wenn er kein Freund von allzu großer Sortenvielfalt ist, liebäugelt er damit, neben Riesling und Spätburgunder noch Sauvignon Blanc und Weißburgunder anzupflanzen. 

Seine Weine möchte er weder als Billigweine, noch als überteuerte Trendweine positionieren. Vielleicht spricht da noch der Idealismus aus ihm, wenn er die Konsumenten dafür sensibilisieren möchte, dass die Weine von der Mosel aufwendiger als anderswo produziert werden (müssen) und durch ihre Herkunft Weine mit besonderer Note sind. Dieses Ideal möchte er gern weiter verfolgen, auch wenn ihm ein Großhändler einmal sagte, dass ihm bei seinen Weinen die moseltypische “Petrolnote“ fehlen würde. Das betrachtet er jedoch nicht als ernstzunehmende Kritik, sondern als Ansporn seine eigenen Weinvorstellungen verbunden mit den Realitäten der Natur zu realisieren. 

Und dann keimt in ihm noch ein weiterer Griff zu den Sternen. Wenn er es schon geschafft hat, seinen Traum von einen eigenem Weingut an der Mosel zu verwirklichen, da wäre es doch gelacht, wenn er es nicht schaffen würde, eine alte Tradition wiederzubeleben und zusätzlich Wein in seinem Heimatort Treffurt (Thüringen) anzubauen. Ganz nach dem Motto: Die Mosel küsst die Werra, oder die Werra trifft die Mosel.

Kontakt 
Burgenweingut 
Alexander Häßler 
Zum Kirchberg 4 
54472 Burgen 
E-Mail: info@burgenwein.de 
Mobil: + 49 162 2878707
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