Samstag, 27. Mai 2017

Weingut Frédéric Fourré (DE)

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Ein französischer Winzer in Sachsen ...

Mit kleinen Franzosen hat Sachsen bekanntlich einige Erfahrungen sammeln können oder müssen. Unter anderem wurde Napoleon Bonaparte 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig aus Sachsen vertrieben. Jedoch geben sich die Gallier - wie jeder Asterix-Fan weiß - bekanntlich nicht so leicht geschlagen, und so machte sich ein weiterer Franzose auf, Sachsen erneut zu erobern. Diesmal jedoch nicht mit Waffen, sondern mit Weinen von seinem 4 Hektar kleinen Weingut. 

Im Gegensatz zu Napoleon wurde der Winzer Frédéric Fourré bislang nicht aus Sachsen vertrieben, sondern baut als einziger französischer Winzer im Anbaugebiet Sachsen erfolgreich Wein an. Mittlerweile gefällt es ihm in seiner neuen Heimatstadt Dresden so gut, dass er sich in der gesamten Region zu Hause fühlt, auch wenn er auf französisches Radio und das Savoir-vivre nicht verzichten kann und will.


Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Amrei Niessen sowie seinen beiden Kindern, vermisst er verständlicherweise den Rest seiner Familie, der noch in Frankreich lebt. Aber Dank Skype kann er sie stets kontaktieren. Und wenn die Sehnsucht zu groß wird, erfreut er seine Liebsten mit einem Besuch in der alten Heimat. 

Vergangenheit und Gegenwart

Frédéric trauert nie der Vergangenheit nach, auch wenn er sich gut vorstellen kann, in der ägyptischen Antike oder den 1930er Jahren gelebt zu haben. Viel lieber bevorzugt er, von jedem Tag im Hier und Jetzt zu profitieren, schließlich kann das Leben viel zu schnell vorbei sein.

Daheim in Dresden ist seine Partnerin Amrei seine größte Bezugsperson. Sie haben das große Glück, die Passion für den Wein miteinander teilen zu können, ihre Träume und Visionen entspringen aus einer Quelle. Wenn Amrei nicht an der Uni Geisenheim in ihrem Önologie- und Weinbaustudium eingebunden ist, bestimmen sie das Geschick des Weinguts gemeinsam. Zudem verbringen sie ihre Zeit wahnsinnig gern miteinander, um gemeinsam zu lesen, zu kochen, zu skaten, zu spazieren, neue Weine zu entdecken und natürlich Zeit mit Frédérics Kindern zu verbringen. Wenn Frédéric mal nicht aktiv ist, entspannt er wahnsinnig gern mit einem Glas Condrieu aus den Côtes du Rhônes und einem guten Buch.

Hinfliegen. Sushi essen. Zurück ins heimische Weingut.

Zu Frédérics Träumen gehört es, eines Tages mit seiner Partnerin nach Japan zu fliegen. Der selbsternannte Gourmet und Gourmand in Personalunion schwärmt für Sushi. Diese Schwärmerei wird nur noch von seiner absoluten Lieblingsspeise Canard á l'orange übertroffen. Da er schon in Sachsen nicht mehr ohne Sushi leben möchte, wie genial muss es dann erst sein, ins Land des Sushi zu fliegen und sich so richtig den Magen vollzuschlagen (natürlich genussvoll, wie es sich für einen Gourmet gehört). All diese Vorlieben werden nur noch von einer anderen Spezialität übertroffen, auf die er niemals verzichten möchte. Ahnst Du schon, was es sein könnte? Das wird hier noch nicht verraten. Rate weiter - die Spannung muss schließlich erhalten werden. Apropos Genuss: der schönste Moment des Tages ist für Frédéric das Frühstück mit seiner Partnerin Amrei, während sie sich gemeinsam die Zeitung teilen. 

Müßiggang ist der Anfang aller Laster 

Winzer zu sein, ist wahrlich schwer. So muss er jeden Tag seine eigenen Weine verkosten und zu Wettbewerbsbeobachtungen ebenfalls seine Leber beanspruchen. Da ist es doch nur zu verständlich, dass Frédéric, der wahnsinnig gern mal Iron Man wäre, niemals auf Schokolade verzichten und klammheimlich mal einen Tag im Bett verbringen möchte, um zu lesen oder Serien zu schauen. Ja, Winzer haben es wirklich schwer … ;)

Der nachdenkliche Frédéric

Als Franzose in Deutschland und überzeugter Europäer betrachtet er den allgegenwärtigen Ruck nach Rechts mit großer Sorge. Sei es die PEGIDA in Dresden, die AFD in Deutschland oder der Front National in seinem Geburtsland. Bewegungen, die Rassismus, Geschichtsverdrehung und Intoleranz gegen Andersdenkende und Andersfühlende gutheißen, machen ihm eher Angst. Anstatt aufeinander zuzugehen und die Nachteile Europas zu kritisieren – manche Dinge sieht auch er als kritikwürdig – wünscht er sich Menschen, die aktiv für etwas oder für jemanden eintreten, anstatt gegen alles zu wettern.

Der heutige Winzer

Schon als Kind wollte er gern Winzer werden …
Nein, das stimmt nicht wirklich. Ursprünglich wollte er in die Fußstapfen seines Vaters treten und Koch werden. Aber wie es oftmals im Leben ist: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nach seiner Berufsausbildung zum Sommelier und vielen Jahren in diesem Metier übernahm er zunächst als Hobby einige Weinbergsterassen, die er als Ausgleich zur Arbeit bewirtete, ehe er sich 2007 als Winzer selbständig machte.


Sein Anspruch ist, individuelle Terroirweine herzustellen und mit großer Rebsortenvielfalt zu punkten. Eine Besonderheit seiner Rebflächen ist u. a. das ca. 1 Hektar große Areal am Goldenen Wagen. Diese Lage zählt zu den besten Terrassensteillagen Sachsens. Hier speichern uralte Mauern aus Granit die Wärme der Sonne und spiegeln das Funkeln der nahegelegenen Elbe. Die Reben wachsen hier teilweise auf nur ca. 30 Zentimeter Erde bevor sie auf verwitterten roten Syenit-Granit stoßen. Da verwundert es nicht, dass viele seine Reben bereits über 30 Jahre als sind, neue Rebstöcke wachsen hier nur sehr schwer an.
Wichtig ist für ihn, stets mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten. Auch wenn er konventionellen Weinanbau betreibt, vermeidet er unnötiges Spritzen. Stattdessen setzt er auf eine gesunde Konzentration von Raubmilben, Bienen, ein Bussardpärchen, das die Reben vor Staren schützt und zu guter Letzt auf Katzen, die viele Wühlmäuse wegfangen, bevor diese die Wurzeln der Rebstöcke schädigen können. Angesichts solch naturnaher Arbeit ist verständlich, warum er seine Weine als individuelle Terroirweine bezeichnet.

Konsequenterweise verzichtet er auch im Keller auf das uniforme Schönen seiner Weine, damit sie stets den selben Charakter aufweisen. Stattdessen setzt er auf Weine, die jeden Jahrgang ungeschminkt spiegeln. Als experimentierfreudiger Winzer kreiert er aus seinen fertigen Weinen gern auch mal Cuvées, erstellt einen Vin Jaune, weißen Port oder verschiedene Sekte. Allen Weinen und Kreationen ist zudem gemein, dass er immer auf Süßreserven verzichtet, die, seiner Meinung nach, Weine immer denaturiert erscheinen lassen. Spätestens dann, wenn er mit anderen seine Weine verkostet und das Leuchten in den Augen seiner Kunden oder Gäste sieht, weiß er, dass er mit seinem Stil alles richtig gemacht hat. 

Der zukünftige Winzer

Derzeit arbeiten Amrei und Frédéric hart daran, insgesamt 5 Hektar Rebfläche ihr eigen nennen zu dürfen und einen eigenen Keller sowie eine eigene Vinothek zu errichten. Gerade die beiden baulichen Maßnahmen würden die bereits vorhandene Besenwirtschaft perfekt ergänzen. Darüber hinaus möchten Amrei und er nach und nach mehr biodynamische Methoden in ihren Flächen einsetzen. Andererseits wäre es aber auch nicht schlecht, wenn sie zukünftig die Eigentümer von Château Grillet in den Côtes du Rhône sein könnten. Träumen ist schließlich erlaubt ...

Kontakt

Weinbau Frédéric Fourré
Kleiststr. 12 
01129 Dresden 
Telefon: +49 (0)1796790863 
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